Du verdienst Präsenz: Psychologische Grundbedürfnisse und Sichtbarkeit im Berufsalltag
- Sven Kramer
- 9. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Ob im Projektmanagement, in der Teamarbeit oder in der individuellen Karriereentwicklung – unser Verhalten wird maßgeblich von psychologischen Grundbedürfnissen beeinflusst. Die Transaktionsanalyse beschreibt drei essenzielle Bedürfnisse: Struktur, Strokes und Stimulus. Werden sie erfüllt, fühlen wir uns sicher, wertgeschätzt und motiviert.
Doch was hat das mit Sichtbarkeit zu tun? Ganz einfach: Wer seine Arbeit und seine Erfolge gezielt sichtbar macht, trägt aktiv dazu bei, diese Grundbedürfnisse bei sich selbst und anderen zu erfüllen. Damit wird Selbstpräsentation nicht zur bloßen Eigenwerbung, sondern zu einem wichtigen Beitrag für ein funktionierendes berufliches Miteinander.
Struktur: Orientierung und Sicherheit schaffen
Struktur gibt Halt. In einem beruflichen Umfeld bedeutet das klare Abläufe, nachvollziehbare Entscheidungen und verlässliche Kommunikation. Sichtbarkeit kann hier eine entscheidende Rolle spielen:
Transparenz über Arbeitsprozesse: Wer regelmäßig den Stand seiner Arbeit kommuniziert, verhindert Unsicherheit und Missverständnisse.
Klare Rollen und Verantwortlichkeiten: Sichtbare Selbstpräsentation sorgt dafür, dass andere wissen, wer für welche Themen ansprechbar ist.
Verbindlichkeit durch Sichtbarkeit: Wer seine Ziele und Fortschritte offenlegt, stärkt das Vertrauen in die eigene Arbeit.
Strokes: Resonanz auf die eigene Arbeit erhalten
Strokes sind soziale Rückmeldungen – sie reichen von Interesse an der eigenen Arbeit bis hin zu wertschätzendem Feedback. Menschen brauchen Resonanz, um sich weiterzuentwickeln und ihr eigenes Handeln reflektieren zu können. Doch Resonanz kann nur entstehen, wenn Leistung sichtbar wird:
Wer sichtbar ist, erhält Rückmeldungen: Das bedeutet nicht nur Anerkennung, sondern auch Impulse zur eigenen Weiterentwicklung.
Bewusste Selbstpräsentation schafft Dialog: Wer über seine Arbeit spricht, ermöglicht anderen, darauf einzugehen und konstruktiven Austausch zu fördern.
Teams profitieren von gegenseitiger Wahrnehmung: Sichtbarkeit stärkt das Miteinander, weil sie zu mehr Verständnis und Zusammenarbeit führt.
Stimulus: Inspiration und Dynamik erzeugen
Stimulus steht für geistige und soziale Anregung – das, was uns herausfordert, interessiert und antreibt. Sichtbarkeit spielt hier eine wesentliche Rolle, denn sie regt zum Austausch an:
Diskussionen anstoßen: Wer sich zeigt, bietet Anknüpfungspunkte für Gespräche und neue Ideen.
Innovation fördern: Sichtbare Arbeitsergebnisse inspirieren andere, weiterzudenken und kreativ zu werden.
Interaktion intensivieren: Wer sichtbar ist, wird eher in Entscheidungsprozesse eingebunden und kann aktiv mitgestalten.
Psychologische Sicherheit: Warum Kultur über Sichtbarkeit entscheidet
Oft sind es nicht Organisationen selbst, die Transparenz verhindern, sondern die vorherrschende Kultur innerhalb dieser Organisationen. Eine Kultur, die Fehler bestraft, Wettbewerb über Kooperation stellt oder neue Impulse ignoriert, lädt nicht dazu ein, sich sichtbar zu machen.
Hier kommt das Konzept der psychologischen Sicherheit ins Spiel, das von Amy Edmondson geprägt wurde. Psychologische Sicherheit beschreibt ein Arbeitsklima, in dem sich Menschen trauen, offen ihre Meinung zu äußern, Fehler zuzugeben und neue Ideen vorzubringen – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
Fehlt psychologische Sicherheit, kostet es Mut, sich sichtbar zu machen, weil jede Form von Sichtbarkeit auch als Risiko empfunden werden kann.
Ist psychologische Sicherheit gegeben, wird Sichtbarkeit zur Selbstverständlichkeit, weil Rückmeldungen als wertvoll und Entwicklung als gemeinsamer Prozess verstanden werden.
Besonders Führungskräfte tragen hier eine entscheidende Verantwortung. Sie gestalten durch ihr Verhalten maßgeblich, ob psychologische Sicherheit entstehen kann oder nicht. Wer als Führungskraft selbst sichtbar ist, offen kommuniziert und Wert auf Transparenz legt, ermutigt sein Team, sich ebenfalls einzubringen. Führung bedeutet also nicht nur, Ergebnisse einzufordern, sondern einen Rahmen zu schaffen, in dem Menschen sich trauen, ihre Arbeit und Ideen zu zeigen.
Der Zusammenhang zwischen den Grundbedürfnissen, psychologischer Sicherheit und Führung
Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck – sie ist ein strategisches Werkzeug, um Orientierung zu schaffen, Resonanz zu erhalten und neue Impulse zu setzen. Doch damit dies gelingt, braucht es eine Kultur, die Struktur, Strokes und Stimulus ermöglicht.
Struktur sorgt für einen Rahmen, in dem Sichtbarkeit nicht als Unsicherheit, sondern als Orientierung dient.
Strokes in Form von Resonanz verstärken das Vertrauen in die eigene Arbeit und fördern ein unterstützendes Miteinander.
Stimulus sorgt für Dynamik, Offenheit und den Mut, sich aktiv in Diskussionen einzubringen.
Führung spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie kann Strukturen schaffen, die Sichtbarkeit erleichtern, Resonanzräume öffnen und ein Umfeld schaffen, das kreativen Austausch ermöglicht.
Wer zum Gesagten in Resonanz geht, der darf erkennen: Ich verdiene Präsenz.
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